![]() |
|
||
Hauptseite Sitemap
|
Letzte Änderung / Last update: 2025-Sep-18 Talente erkennen und entwickelnDas ist wieder so eine Angelegenheit, die rein "anekdotisch" ist. Ich selbst habe etwas erlebt, aber inwieweit das auch Anderen so gehen kann, weiß man nicht. Aber vielleicht kann es ja als Anregung dienen. Denn ich kann versprechen, es geht um ein Happy End.A) Peter und MusikinstrumenteIn meiner Kinderzeit spielte niemand in der Familie ein Musikinstrument. Wir hatten zwar ein Klavier in der Wohnung stehen, aber das funktionierte nicht mehr richtig und stand halt unbenutzt herum. Ich selbst hatte auch keinerlei Interesse, damit herumzuspielen. Meine Eltern hatten erzählt, dass meine Mutter das Klavierspielen gelernt hatte und danach auch oft in der Kirche die Orgel oder das Harmonium gespielt hatte. Mein Vater hatte wohl Geige spielen gelernt und wurde dann im Schulorchester am Kontrabass eingesetzt. Aber das waren alles nur Erzählungen, ich erlebte keine Praxis. Und ich spürte auch keinen Drang, in dieser Richtung selbst etwas zu probieren.Erste Praxis: BlockflöteIch glaube, es war zu Beginn des 6. Schuljahrs, das muss ca. 1962 gewesen sein, dass wir alle [WP Blockflöte] spielen lernen sollten. Es wurde eine günstige Sammelbestellung organisiert, so dass es nur ca. 10 DM für die einfachere Variante kostete, was sich auch alle Eltern leisten konnten. Es hätte auch eine leicht teurere Variante gegeben, aber für mich blieben wir bei der einfachen, weil ich da noch komplett indifferent war. Ich ließ das mit mittlerem Interesse auf mich zukommen. Dann haben wir mit der ganzen Klasse angefangen, ganz vorsichtig, so dass alle folgen konnten. Ich kam gut mit, und mit einsetzender Routine fing es an, Spaß zu machen. Als ich dann einige Praxis absolviert hatte, fing ich an, zuhause auch mal Melodien zu spielen, die nicht aus dem Schulunterricht kamen, sondern die ich aus dem Radio kannte. Es gelang mir, zumindest die einfacheren Melodien selbst nachzuspielen. Niemand hatte mich dazu aufgefordert oder auch nur inspiriert, das kam platt aus dem Gedanken, ich könne es ja einfach mal versuchen. Und es funktionierte. Damit fing es natürlich auch an, richtig Spaß zu machen. Ohne dass mich irgendjemand dazu drängte, nur aus eigenem Antrieb. Das muss ich nochmal betonen: Meine Eltern haben mir da überhaupt nicht reingeredet, weder positiv noch negativ; sie haben mich einfach machen lassen. Blockflöten hört man natürlich auch im Zimmer nebenan. Und so war mein neues Hobby der ganzen Familie bekannt. Meine Eltern sagten, dass sie Wünsche meinerseits in dieser Richtung gerne unterstützen würden. Gleichzeitig suchte unser Musiklehrer in der Schule nach Nachwuchs für das Schulorchester. Vor allem ein Cellist würde gesucht. Mit dem Gedanken an ein Cello konnte ich mich nun aber gar nicht anfreunden.Zweite Stufe: KlarinetteDamit ich auch für das Schulorchester einsetzbar wäre und nicht zu weit von der Blockflöte weg musste, kam die Idee auf, es mit einer [WP Klarinette] zu versuchen. Die sieht ja von weitem wie eine größere, kompliziertere Flöte aus. Und mit ihr konnte man auch mehr verschiedene Musikrichtungen praktizieren. Wie versprochen, besorgten meine Eltern ein (gebrauchtes) Instrument und eine Klarinettenschule in Heftform. Es bestand die Hoffnung, dass ich mich mithilfe meiner Vorkenntnisse in dieses neue Instrument einarbeiten könnte. Leider klappte das überhaupt nicht: Ich bekam aus dem Mundstück mit dem Rohrblatt keinen Ton heraus, ich lief fast blau an, Katastrophe. Ok, da mussten Profis ran. Wir hatten am Ort eine Musikschule, wo ich einmal in der Woche von einem Mitglied des Feuerwehrorchesters betreut wurde. Der brachte mir bei, wie man mit seinen Lippen und der Zunge dieses Mundstück aufnehmen muss, und ab da ging es vorwärts. Da gab es aber auch ein großes Aber: Nach einiger Zeit, als ich etwas anspruchsvollere Stücke angehen sollte und wollte, merkte ich, dass meine dicken Patschfingerchen doch nicht ganz so beweglich waren, wie man es für eine Klarinette braucht. Die Klarinette ist ein relativ hoch klingendes Instrument, bei dem so eine große Beweglichkeit erwartet wird. Irgendwie gelangte ich da an Grenzen. Parallel dazu nahmen wir im Musikunterricht in der Schule [WP Akkord]e und andere theoretische Elemente der Musik durch. Das fand ich sehr interessant, wo ich ja auch keine Probleme mit Mathematik und Physik hatte. Und hier in der Musik lernte ich nun ähnliche theoretische Grundregeln kennen, die sich sicher mal nützlich machen konnten. Wenn ich ein Klavier hätte, könnte ich diese Akkordtheorien auch praktisch einsetzen...Dritte Stufe: KlavierDas war gerade auch eine Zeit der Umbrüche bei uns: Wir zogen um in eine andere Stadt, also Schluss mit der bisherigen Musikschule. Gleichzeitig kam ein [WP Klavier] ins Haus und in mein Zimmer, weil es rein zufällig einen Deal mit unseren Nachmietern gab, die dafür von uns irgendwelche Einrichtungssachen (keine Erinnerung, was genau) übernahmen. Ich setzte mich also tatsächlich an das Klavier und probierte mein Schulwissen über Akkorde aus. Das war anfangs etwas mühselig – meine Patschfingerchen – aber es funktionierte. Ein wichtiges Argument für das Klavier war, dass man dort mehrere Töne gleichzeitig spielen kann. Und wenn man das doch mehr nacheinander als gleichzeitig macht, kann sich das sehr schnell anhören. Von wegen meine langsamen Patschfingerchen, siehe oben... Ein weiteres Argument für das Klavier, auf das ich aber erst später gekommen bin, ist, dass es das einzige Instrument (zusammen mit einer Orgel oder einem Sythesizer) ist, wo man sein Bierglas stabil draufstellen kann! Bei den Jazzern (s. u.) habe ich nämlich Bier trinken gelernt. Meine Motivation war, dass ich die Klassenkameraden beneidete, die Gitarre spielen konnten. Ihr Standardspruch war: Man braucht nur drei Akkorde spielen zu können und kann dann die allermeisten Stücke mitspielen. Und darauf konzentrierte ich mich bei meinen Versuchen am Klavier. Von meiner Blockflöten- und Klarinettenschulung her konnte ich ja [WP Note]n lesen, allerdings immer nur eine Stimme auf einmal, weil diese Blasinstrumente eben nicht mehr erzeugen können. Aber ich habe nicht ernsthaft versucht, nach kompletten Klaviernoten zu spielen. In Einzelfällen habe ich mir Noten besorgt und dann eine Bass- und eine Sopranstimme herausgepickt, die ich dann mühselig nachgespielt habe. Das machte aber wenig Spaß, und das habe ich dann auch wenig nachverfolgt. Aber in Sachen Akkorde und Spielen mit diesen als Basis kam ich immer weiter voran. Das sah dann so aus, dass ich mich einfach ans Klavier gesetzt und losgeklimpert habe. Manchmal, wenn ich die Idee zu einem weiteren [WP Begleitmechanismus] hatte, also beispielsweise aufgelöste statt volle Akkorde, habe ich da wirklich mühsam geübt und geübt, bis ich da ein bisschen weitergekommen war. Aber sobald es in Arbeit ausartete, habe ich sofort aufgehört. Niemand hat mich davon abgehalten, und bei der nächsten Gelegenheit habe ich eben weiter gefummelt. Hauptsächlich habe ich mich also mit der Begleitung von Stücken beschäftigt, die Melodie dazu hatte ich im Kopf, habe sie mitgesummt oder doch mit dem Einfingersuchsystem versucht, sie in der rechten Hand auch zu spielen. Das war aber immer Nebensache. Zu Anfang war ich mir auch nicht zu schade, es mit einfachen Kinderliedern zu versuchen, obwohl ich da schon kurz vor dem Abitur stand. Beispiel: "Alle meine Entchen". Egal, ich konnte solche Stücke so spielen, dass man sie wiedererkennen konnte. Das zählte als Erfolgserlebnis und machte auch Spaß. So hatte ich das auch schon bei Blockflöte und Klarinette gemacht.Vierte Stufe: JazzbandEines Abends fuhr ich von irgendeinem Treffen mit meinem Fahrrad Richtung Zuhause. Da hörte ich von ferne Jazz-Musik, aber so, dass klar erkennbar war, dass die am Üben waren. Wiederum irgendwie wurde ich neugierig und fuhr zur Quelle. Ich ging einfach in das Gebäude und drang bis zum Übungsraum vor. Es war eine Dixielandkapelle, mit Kornett, Posaune und Klarinette als Melodiegruppe und Schlagzeug, Klavier, Banjo und Tuba als Rhythmusgruppe. Mit dieser Musik kannte ich mich wenig aus, aber es hörte sich interessant an, und es passierte ungefähr auf meinem Niveau von Amateurmusik. Das war kurz vor 1970, und diese Musik war damals noch halbwegs lebendig, gerne bei irgendwelchen Stadtfesten oder so eingesetzt. Als die Band Pause machte, wagte ich zu fragen, ob ich da eventuell mitmachen könnte. Dummerweise hatten sie ja schon einen Pianisten, und der war richtig gut, aber ich merkte an, dass ich auch ein bisschen Klarinette konnte, und sie ließen mich tatsächlich als "Gast" mit der zweiten Klarinette mitspielen. Die Band hieß "New Orleans Papas". Das war schon eine neue Welt für mich. Als Basis bekam ich einen DIN-A5-Ordner voll mit alphabetisch sortierten [WP Chordsheet]s, vulgo "Harmonien", für die Stücke, die sie fast alle kannten. Das waren mehrere hundert Seiten mit jeweils dem Schema von Akkorden, auf denen die Stücke basierten. Alles sauber in Zeilen zu 4 oder 8 Akkorden angeordnet, aber halt handschriftlich, offensichtlich auch von verschiedenen Autoren. Von manchen Stücken gab es gleich mehrere Varianten, manche waren ein bisschen detaillierter, andere etwas gröber. Offensichtlich Amateur-Niveau. Und das alles habe ich dann in tagelanger Arbeit von Hand (!) abgeschrieben, einen Kopierer hatte ich damals noch nicht zur Verfügung. Den Dixieland-Jazz kannte ich vorher nur von ferne, habe aber schnell festgestellt, dass das eine sehr demokratische Geschichte ist, wo – zumindest unter Amateuren wie uns – jeder soviel machen kann, wie es ihm möglich ist, ohne Druck. Wunderbar. Beispielsweise lernt man, dass wenn ein anderes Bandmitglied ein Solo spielt, man sich gefälligst zurückhält und ihm nicht dazwischen funkt, höchstens zusammen mit dem Rest eine zu seinem Solo passende [WP Riff]-Begleitung spielt. Außerdem lernte ich, dass die Melodieinstrumente Trompete/Kornett, Posaune und Klarinette alles Blasinstrumente waren und die Musiker dabei jede Menge Spucke verloren. Die Blechinstrumente haben dafür ja extra eine Klappe, um das zu entleeren. Das muss dann nachgefüllt werden in Form von viel Bier. Da habe ich also so richtig Bier trinken gelernt, als Nebeneffekt. In diesen Kreisen spricht man "Jatz" und "Jatzer" gerne pur deutsch aus und schreibt es dann auch mit tz. Ich durfte also beim Üben mitmachen, bei Auftritten blieb ich noch draußen vor. Erst nach etwa einem Jahr durfte ich auch mal bei kleineren Anlässen mitwirken, dabei weiter als "Gast" tituliert.Fünfte Stufe: Elektronische OrgelDie Schule hatte ich abgeschlossen, und es ging zur Universität in eine andere Stadt. Da musste ich erstmal studieren und mich in das völlig andere Leben als Student eingewöhnen. Aber nach einem schlimmen Autounfall und fast einem Jahr Rekonvaleszenz wollte ich mich wieder positiv motivieren und schaffte mir eine [WP elektronische Orgel] an. Aus Kostengründen als Bausatz, sowas gab es damals. Das machte mir keine Probleme, ich war ja geübter Elektronikbastler. Die Orgel passte sogar in mein kleines Studentenwohnheimszimmer. Leider waren die Wände dort arg dünn, so dass ich mich sehr zusammenreißen musste, um meine Mitbewohner nicht übermäßig zu stören. Allerdings haben die elektronischen Instrumente ja den Riesenvorteil, dass man sie leise stellen oder sogar mit Kopfhörern betreiben kann. Meistenteils habe ich dann allein vor mich hin gespielt und übte immer weiter.Sechste Stufe: Bands in Uni-Zeiten
Dabei blieb es nicht. Zwei oder drei Jahre später hörte ich im Uni-Hauptgebäude wieder eine übende Band. Sie übten in einem großen Hörsaal, in dem auch ein schöner Flügel stand, und sie hatten keinen Pianisten. Ich konnte mich nicht zurückhalten und fragte, ob ich mitmachen könnte. Sie hatten nichts dagegen, und schon hatten sie einen Pianisten. Sie waren noch eine Ecke mehr amateurhaft, da konnte sogar ich noch ein bisschen mit weiterhelfen. Diese Band nannte sich "Chicago Stompers". Mit der anderen Band machte das keine Probleme: Wir waren alles Amateure, keine Profis, Uni-Leute, da sieht man das nicht so eng. Bei dieser Band blieb ich ziemlich lange, bis sich immer mehr herausschälte, dass unsere Musik-Geschmäcker doch um einiges auseinanderklafften. Und da haben sie mich verabschiedet. Nun ja, die andere Band war sowieso deutlich professioneller und nach meinem Geschmack. Und auch dabei blieb es nicht. Noch während ich in den obigen beiden Bands spielte, bekam ich einen Anruf, ob ich bei einer weiteren Band zeitweise als Aushilfe für deren krank gewordenen Pianisten fungieren könne. Es stand nämlich ein Engagement im ARD-Fernsehen an, und da wollte man komplett dastehen. Das war im Kern eine [WP Skiffle]-Band, sehr rustikal. Der Name war "Krautwickels Lärm- und Skiffle GmbH". Vor diesem ganz großen Auftritt habe ich zur Eingewöhnung ein paar andere Auftritte mitgemacht, das lief so mittelprächtig. Dann kam das Fernsehen, es war die Sendung "Tele-Zirkus", die Sonntag nachmittags lief. Wir hatten ein Spezial-Stück, bei dem das Publikum zum Mitmachen animiert wurde: "Yes Tonight, Josephine", brutal eingedeutscht mit "Tschiep, Tschiep" im Refrain zum Mitmachen. Vorher mussten wir laut Vorgabe auch was Volksmusik-artiges spielen (lange Geschichte), das haben wir so lala hinter uns gebracht. Dann kam aber unser Spezial-Stück, und wir haben das Publikum im großen Zirkuszelt tatsächlich komplett zum Mithotten gebracht. Nach meinem Eindruck waren das die muntersten Minuten der ganzen Sendung. Wir haben es als Erfolg verbucht. Jedenfalls habe ich auch nach dieser Sendung noch eine Weile bei denen mitgemacht. Dann war der Stamm-Pianist aber wieder auf dem Damm, und unsere Wege haben sich völlig im Guten getrennt, wir hatten zusammen eine nette Zeit. Und irgendwann hatte ich endlich meinen Doktortitel und suchte nach einem Job. Und der fand sich auch viel schneller als befürchtet. So musste ich unangekündet auf dem nächsten Übungsabend mitteilen, dass das mein letzter Tag mit ihnen sei und ich auf dem Weg in eine andere Stadt zu meinem Job war. Ich habe natürlich eine Runde ausgegeben. Und das war es dann. – Kurz vorher hatten wir noch einen Auftritt gehabt, von dem es Aufnahmen gibt. Hier der Old Stack'O Lee Blues mit mir am Klavier. Auf der Arbeit bei Commodore war ich von Anfang an so eingespannt, dass ich gar nicht erst versucht habe, wieder einen Bandanschluss zu finden. Dabei ist es dann bis jetzt geblieben. Bis auf ein kleines Intermezzo, von dem im Commodore-Artikel auch eine Aufnahme verlinkt ist. Für mich allein zuhause habe ich natürlich weiter gespielt, das Klavier lebt noch. B) Basteln, Mathematik, PhysikWährend also das Musiziertalent zunächst sehr im Verborgenen schlummerte, war das mit den eher technischen Aspekten viel mehr vorhersehbar. Es war immer schon klar, dass mein Vater sich in der Technik auskannte. Er hatte – wie ich später auch – Physik in der Richtung Experimentalphysik studiert, incl. einiges an damals zeitgemäßer Röhren-Elektronik, nach dem Krieg auch als Hobby-Uhrmacher, und bastelte auch privat gern etwas. Und das übertrug sich auch direkt auf mich, halt jeweils nach dem Alter, was man eben schon verstand und bewusst nachvollziehen konnte. Später konzentrierte er sich auf Holzarbeiten, bis hin zu Möbeln, die wir täglich benutzten. Als ich noch sehr klein war, arbeiteten alle Radios noch mit Radioröhren. Dann konnte man die allerersten Transistoren bekommen. Meinen Vater hat das interessiert, und zusammen mit meinem größeren Bruder hat er dann einen Verstärker für Kopfhörer mit einem einzelnen Transistor gebaut, und es funktionierte. Mein Vater hatte auch zu seinen Unizeiten schon Radios mit Röhren gebaut, und diese Fertigkeiten habe ich mir dann nach und nach auch abgeschaut und in eigene Basteleien umgesetzt. Als ich dann anfing, selbst mit Elektronik zu basteln, ging es zunächst auch vor allem um Radioempfänger, später auch um Tongeneratoren und beispielsweise ein Hallgerät, wie das damals halt üblich und machbar war. Dazu gehörten dann auch Verstärkerstufen. Wie ich dabei praktischen Umgang mit mathematischen Potenzen lernte, habe ich im Parallelartikel, Kapitel "Billionstel", dargestellt. Die elektronischen Elemente wie Kondensatoren, Spulen und Widerstände brachten mich auch direkt an die Physik heran, aufgrund deren Gesetzen sie arbeiteten. Und ganz nebenbei brauchten solche Schaltungen auch mal Gehäuse, so dass ich auch mit dem handwerklichen Basteln zu tun bekam. In Letzterem bin ich aber leider immer nur ein mäßig begabter Amateur geblieben. Später an der Uni habe ich an einem Institut für Experimentalphysik gearbeitet. Da erbt man typischerweise von einem Vorgänger eine Mess-Apparatur, die man für sein eigenes, meist abweichendes Thema umbauen oder anpassen muss. Das bedeutet diverse eigene Bauarbeiten in mechanischer und elektronischer Hinsicht. Als ich für meine Doktorarbeit zum "Wissenschaftlichen Assistenten" befördert wurde, bekam ich beispielsweise einen Werkzeugkasten gestellt, der alles Nötige bis hin zu Gewindeschneidern enthielt. Für kompliziertere Arbeiten hatten wir eine kompetente Institutswerkstatt, die solche Komponenten bauen konnte. Dazu musste man ihr aber erstmal eine Zeichnung liefern, aus der genau hervorging, was genau gebraucht wurde und wie es sich zusammensetzen sollte. Da habe ich ein paar richtig hübsche Skizzen abgeliefert, mit 3D-Darstellungen freihand, und nachher funktionierte es tatsächlich wie gewünscht. Wie am Anfang des Artikels über Commodore zu sehen, lief das auch auf jede Menge selbst gebastelte Elektronik hinaus, teilweise auch schon digital. Dafür war unsere Technische Uni natürlich die beste Umgebung. Wir haben da mit den allerersten erhältlichen Logik-ICs und LEDs gearbeitet. Das alles eben auf Basis dessen, womit ich schon von Kindesbeinen an Kontakt hatte.C) SchreibenSchreiben habe ich ganz normal in der Schule gelernt. Das war immer Arbeit unter gewissem Druck. Besonders Spaß hat mir das nicht gemacht. Dann an der Uni musste ich irgendwann meine Diplomarbeit tippen. Und da fühlte ich mich plötzlich eine Ecke freier: Ich musste grob natürlich eine gewisse Struktur einhalten, aber die Feinheiten konnte ich ganz nach meinem Bauchgefühl formulieren. Und da machte es teilweise richtig Spaß. Von den älteren Kollegen bekam man natürlich jede Menge Tipps. Beispielsweise, dass man bei unserem Professor einen besonders guten Eindruck erzielte, wenn man das Wort "spezifisch" korrekt an wichtiger Stelle verwendete. Ab da habe ich immer öfter irgendwelche Themen gefunden, zu denen ich einen formellen Text erstellen wollte und konnte. Da kamen auch ein paar Artikel in Computer-Zeitschriften zustande. Bei zwei meiner letzten Anstellungen wurde ich (nebenbei) zum Webmaster und habe die meisten Texte selbst erstellt. Zuletzt hat das zu meiner Website geführt.D) Kein TalentEs gibt aber auch die Fälle, wo es genau andersherum geht: Man denkt, das kann doch jeder, da wird das für mich doch auch null Probleme geben. Und dann stellt sich heraus: Nee, nee, nicht immer. Wenn man also in der realen Welt seine Erfahrungen macht, stellt man leider auch jene Bereiche fest, wo es an Talent leider, leider mangelt. Wenn ich hier viel über meine musikalischen Aktivitäten geschrieben habe, gibt es dort aber auch Negativ-Erfahrungen: Zwar konnte ich auf einer halbleeren Trinkflasche einen Pfeifton erzeugen, aber nie auch einen Ton auf einer Querflöte, obwohl das doch das gleiche Prinzip wäre. Auch habe ich weder aus einer Trompete noch einer Vuvuzela je einen Ton herausbekommen. Das mit den Lippen müsste ich mir mal von einem Experten beibringen lassen wie oben bei der Klarinette. Bei der hat es ja schließlich geklappt. Und dann gibt es die Gitarre, die mir mit meiner Konzentration auf Akkorde ja eigentlich liegen müsste. Aber da sind halt wieder meine dicken Patschfingerchen, die immer zwei Saiten auf einmal erwischen. Und wo ich vom Klavier gewöhnt bin, dass ich direkt sehe, welche Töne ich gerade betätige, ist das auf der Gitarre viel komplizierter, und das stört mich halt enorm. Und ein ganz anderes Manko habe ich auf der Arbeit bemerkt: Ich tauge nicht zum Chef. Mir fehlen dafür offensichtlich die Gene, obwohl mein Vater und mein Bruder genau das mitbringen. Mir liegt es einfach nicht, hinter anderen Leuten (Mitarbeitern) herzulaufen, sie zu kontrollieren und zu dirigieren. Ich mache alles am liebsten selber. Aber das hat mir im Beruf am Ende zum Glück auch nicht viel geschadet. Halt ein paar Stufen weniger auf der Karriereleiter.E) Fazit: Talent entdecken und fördernWie man an meinem Musiker-Werdegang ersehen kann, spielen da gerne jede Menge Zufälle eine Rolle. Dass man für etwas talentiert ist, kann einem vollkommen unbewusst sein. Es braucht dann irgendeinen Anstoß, das zu offenbaren. Der kann von außen kommen, bei mir durch den Musikunterricht in der Schule, oder aus einem selbst, wenn man etwas beispielsweise beobachtet und dann die Idee aufblitzt, dass man das vielleicht auch selbst machen möchte. Wichtig ist, wie man danach damit umgeht. Wenn man womöglich solche Helikoptereltern hat, würden die dann sofort jede Menge Druck entwickeln, dass daraus gefälligst etwas Großartiges wird. Das macht Stress, und Stress macht null Spaß. Eltern können einen ermutigen oder einen beispielsweise wie bei mir durch Anschaffung von Instrumenten unterstützen, aber Druck wäre absolut kontraproduktiv. Genauso sollte man sich auch nicht selbst zuviel Druck machen. Sobald es in Stress oder Arbeit ausartet, habe ich immer erstmal aufgehört. Und so hat es wundervoll geklappt. Ich bin zwar nicht der beste Pianist aller Zeiten geworden, habe aber immer selber Spaß bei der Sache gehabt, und darauf kommt es mir an. Und dieser Spaß war dann manchmal auch für Zuhörer spürbar, so dass ich eben auch von denen positive Bestärkung zurückbekam. Win-Win!Nachtrag: VergleicheWas mir neben meinem Musik-Hobby auch an der Uni und später im Beruf auffiel, war, dass ich je nach eigener Erfahrung (nicht unbedingt nach eigenem Können!) immer besser beurteilen konnte, wie andere Leute relativ gesehen dastanden. Da habe ich erkannt, dass viele Profis bei genauerem Hinsehen oder -hören auch nur mit Wasser kochen, Motto: Das könnte ich gerade auch noch (wenn man mich ließe). Ich spreche da von Uni-Professoren wie von Musikern oder von Bastlern. Am anderen Ende habe ich dann aber auch jene umso höher angesehen, die wirklich einige Stufen über mir zugange waren. Auf Niveaus, wo ich wahrscheinlich auch bei fleißigem Studieren oder Üben nie hinkommen werde. Das gibt es in der Musik (die Patschfingerchen halt), aber auch in der Physik, und dort auch in der Gestalt von Frauen. Das muss ich neidlos eingestehen. Das finde ich aber gar nicht schlimm: Ich sehe, dass ich mit meinen am Ende beschränkten Talenten doch schon ziemlich weit komme, nämlich dass es mir wirklich Spaß macht, und das reicht mir vollkommen aus. Und wenn es besonders gut läuft, dann kann ich auch anderen Leuten damit Freude bereiten, das ist dann natürlich besonders befriedigend.↑ Seitenanfang/Top of page / DSGVO, © Copyright Dr. Peter Kittel, Frankfurt/M, 2020, 2021, 2022, 2023, 2024, 2025 |