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Letzte Änderung / Last update: 2022-Dez-18

Commodore

Ok, bevor ich irgendwie mit Commodore in Berührung kam, war ich ein damals so genannter "Radiobastler", nach heutigen Maßstäben ein Hitech-Nerd. Ein besonders chaotisches Exemplar dieser Bemühungen zeigt das Bild noch aus Schulzeiten. Neben Löten hatte ich vor allem Lüsterklemmen als ideale Verbindungstechnik für fliegende Experimentierschaltungen entdeckt. Damals hatten ja noch alle Bauelemente so schöne lange Anschlussdrähte, nix [WP SMD].

Programmieren gelernt habe ich an der TU Braunschweig an einer [WP Electrologica X1] (kurz "X1"), Details siehe dort. Die Leib- und Magen-Programmiersprache der TUBS war [WP Algol 60], das man als Vorläufer von Pascal ansehen kann. Für mein Physikstudium war das keine Pflicht (wie etwa für E-Techniker), aber in den Vorlesungspausen spielten so ein paar Angeber mit solchen grünen Rollen mit Lochstreifen herum, ungefähr so wie andere Leute mit Porsche-Autoschlüsseln. Da habe ich gegrummelt und gesagt, was die können, kann ich schon lange. Ich habe mich erkundigt und bekam gesagt, dieses eine bestimmte Lehrbuch (Herschel) müsse man lesen, und dann könne man programmieren. Gesagt, getan, über die Semesterferien hinweg, und dann habe ich losgelegt.

Als ich allererste Sicherheit gewonnen hatte, sah ich einen Aushang, dass ein Maschinenbau-Doktorand einen Programmier-HiWi gegen Bezahlung suchte. Was heute ein Minijob ist, war damals ein 200-DM-Job. Das habe ich nebenbei dann einige Monate lang gemacht, Geld verdient und jede Menge Erfahrung gesammelt.

An einem Punkt kam ich dabei sogar mit echt historischer Hardware in Berührung. In einem Nebenraum der X1 stand ein Zuse Graphomat. Jawohl, ein echter Zuse, zwar kein Rechner, aber ein Plotter. An der X1 musste dazu ein Compiler-Zusatz von Lochstreifen eingelesen werden, und damit wurde dann ein anderer Lochstreifen ausgestanzt und in den Graphomaten eingelegt, und dann fuhr der los.

Das war also die Anfangszeit mit Lochstreifen, 5-Kanal übrigens. Es folgte die Phase mit Lochkarten. Da hatte man so eine kleine Kiste mit dem Stapel(chen) Lochkarten, von einer verschiebbaren Klemmwand gehalten. Die schob man im Rechenzentrum der TU in einer Art Durchreiche auf ein Rollenlaufband. Manchmal am selben Tag, manchmal erst nach einer Woche kam der Kasten wieder raus in ein Gestell neben der Durchreiche, zusammen mit Ergebnisausdruck. Der konnte im Extremfall aus einem einzigen Blatt mit einer Fehlermeldung in Zeile 5 bestehen, dann war Frust angesagt. Nach den Lochkarten kamen die Terminals am [WP ICL]-Großrechner, das war den heutigen Verhältnissen schon wesentlich näher.

Commodore-User

Es ist kein Geheimnis, dass ich 11 Jahre bei [WP Commodore] gearbeitet habe, von 1984 bis 1995. Schon vorher war ich aber auch bereits Commodore-User. Zuerst hatte ich es mit einem [WP PET 2001] bei einem Institutskollegen (an der TU Braunschweig) zu tun, das war ca. 1977. Ein bisschen später schaffte unser Physikinstitut genau so einen Rechner an, und ich sammelte jede Menge Praxiserfahrung.

Ca. 1981 erwarb ich dann meinen ersten "PET", genauer einen [WP CBM 4016] in der "Fat"-Version, also mit dem selben Mainboard wie in einem CBM 8032. Dazu kam noch ein Doppelfloppylaufwerk CBM 4040 (auf dem Label stand 2040, war aber intern nachgerüstet) mit je 170 KB Kapazität. Ich nenne alle Commodore-8-Bitter der Serien 2000 bis 8000 der Einfachheit halber PETs.

Das waren Gebrauchtmaschinen aus der [WP PTB], die ja auch in Braunschweig residiert. Dazu bekam ich die kompletten Schaltpläne, und so konnte ich den CBM 4016 zu einem [WP CBM 8032] nachrüsten. Zusätzlich spendierte ich ihm mit der Zeit ein paar zusätzliche Tastaturtasten (u. a. eine Control-Taste, wozu halt auch die Tastaturabfrageroutine im Betriebssystem modifiziert werden musste) und ein doppelt so großes [WP Zeichengenerator]-EPROM, welches mit einer tatsächlich schon vorhandenen, normalerweise unbenutzten I/O-Leitung angesteuert werden konnte. In die zweite Hälfte kam ein Zeichensatz mit deutschen Umlauten und diversen griechischen Buchstaben sowie mathematischen Symbolen, was ich für das Erstellen meiner Doktorarbeit brauchte. Außerdem wurde die Viertelkästchengrafik um eine 2x2-Pünktchen-Grafik erweitert, womit ich hübschere Linien auf den Bildschirm bekam; eine Einzelpunktgrafik hatte das Gerät ja leider noch nicht.

Meistens habe ich im eingebauten Basic programmiert. Mit der Zeit habe ich einiges dazugelernt, wie man auch in diesem Umfeld noch einigermaßen schnell vorankommt. Erst als das damals populäre [WP Game of Life] in Basic doch arg langsam lief, habe ich mich mit der Maschinenprogrammierung beschäftigt. Ich sage Maschinensprache, weil ich gar kein Assemblerprogramm hatte, sondern pur handassemblieren musste. Die Hexcodes für die häufigeren Befehle kannte ich bald auswendig. Die anderen Befehle entnahm ich einem genialen Spickzettel aus dem "Funkschau"-Magazin, wo der ganze 6502-Befehlssatz auf einer winzigen Fläche, halbe Handfläche, gelistet war. Die Unterlagen für die Maschinensprache hatte ich auch von der PTB dazubekommen. Damals war das eben alles noch "Neuland", und beispielsweise auf der Hannover-Messe (die CeBIT gab es noch nicht, nur die CeBIT-Halle) verteilten diverse Hersteller freigebig solche Unterlagen. Für den 68000-Prozessor habe ich ein wunderschönes Datenbuch bekommen, das von Hitachi als Second-Source-Anbieter herausgegeben wurde.

Die PTB setzte viele PETs ein, denn mit denen konnte man Messapparaturen steuern, dank des IEC-Busses, den die PETs als Peripherieschnittstelle mitbrachten. Neben Commodore benutzte nur HP diesen Bus. An diesen konnte man bis zu acht Geräte gleichzeitig anschließen, ansteuern und auslesen. Ich selber kam dafür noch etwas zu früh, aber beispielsweise unser Nachbarinstitut an der Uni fing auch schon an, solche Messungs-Steuerungen zusammenzubauen. Insofern war also Braunschweig dank Uni und PTB ein gutes Pflaster für Werk, Entwicklungsabteilung, Service und Lager von Commodore.

Mein PET in meinem Uni-Labor mit der 2x2-Pünktchen-Grafik, dem selbst geschraubten Adapterbord für die aufgesetzte Floppy, Floppy-Laufwerk CBM 4040. xy-Schreiber aus meiner Messapparatur mit einer Messkurve. [WP D/A-Wandler]-Interface am User-Port des PET zur Ansteuerung des xy-Schreibers als Plotter (siehe Artikel "XY-Schreiber an Kleinrechner angepaßt" in [WP Elektronik] 5/1981, S. 87).
Daneben meine [WP Kugelkopf-Schreibmaschine] mit einem Stößel-Magnet-Interface ebenfalls (alternativ zu obigem) am User-Port.

Die Digitalisierung der Messkurven war furchtbar mühselig von Hand. Man musste immerhin in beiden Koordinaten wilde Maßstabsrechnungen vornehmen. Mit dem Rechner habe ich das etwas vereinfacht: Die Kurve wurde wieder in den xy-Schreiber eingelegt und dessen Schreibstift gegen eine Lupe mit Fadenkreuz getauscht. Ein kleines Programm auf dem Rechner ließ mich zunächst die Abmessungen der Koordinatenbereiche durch Ansteuerung von mehreren Punkten auf dem Messblatt eingeben und anschließend die gewünschte Schrittweite der Digitalisierung. Bis dahin konnte ich das Fadenkreuz mit den Cursortasten manövrieren. Zum eigentlichen Digitalisieren gab das Programm die x-Koordinate vor und ließ mich nur noch per Cursortasten die y-Koordinate anfahren. Um auch das noch ein bisschen zu erleichtern, extrapolierte das Programm die Steigung aus dem vorangegangenen Kurvenpunkt, so dass ich in der Regel nur noch ganz wenig nachkorrigieren musste. Die Ergebnisse wurden auf Floppy gespeichert und konnten mit anderer Software weiter ausgewertet werden.

Der xy-Schreiber diente aber auch als Kurvenplotter. Ich hatte mich in die Implementierung von Grafikprozeduren reingesteigert. Zunächst hatte ich dabei den [WP Bresenham-Algorithmus] 20 Jahre nach dessen Veröffentlichung (von der ich nix mitbekommen hatte, halt auch nix Google damals) nochmal erfunden. Erst als ich einem Kumpel von meiner "Erfindung" erzählte, antwortete der mit "Ach, du meinst Bresenham?" Und ich so: "Hä?" Aber mit dem Namen konnte ich dann in der Unibibliothek auch im alten Karteikartenkatalog die Ur-Veröffentlichung finden, nun ja. Aber ich fühlte mich trotzdem ziemlich vorne mit dabei.

Danach wollte ich bei Kurvendiagrammen auch noch Achsenbeschriftungen anbringen können, weshalb ich auch noch einen [WP Zeichengenerator] implementierte. – Diese Software habe ich übrigens später auch auf meinen Epson-FX-80-Nadeldrucker übertragen und dann schon zu Commodore-Zeiten auf den C64. Und die Qualität der Zeichen wurde durch die Hinzunahme eines Kreisalgorithmus (siehe ebenfalls bei Bresenham) gesteigert. Damit gewann ich immerhin bei der Zeitschrift 64'er einen Programmierwettbewerb.

Da unser Uni-Rechenzentrum damals immense Kapazitätsprobleme hatte – auch einfache Jobs brauchten schon mal eine Woche – probierte ich, den PET auch zum Numbercrunchen, also Messungsauswertungen durch Kurvenfitten zu benutzen. Ein einziger Kurvenpunkt fraß mit meiner sehr komplizierten Theoriefunktion eine ganze Minute. Wenn man dann noch eine ganze Messkurve hatte und die dann vielfach zur Parameteroptimierung durchrechnen musste, kam man ebenfalls auf Rechenzeiten von mehreren Tagen.

Da ich mir schon ein kommentiertes ROM-Listing ("Koch-Listen") besorgt hatte, konnte ich dort finden, wie das Basic Formeln bearbeitet und berechnet. Also habe ich mir einen einfachen Compiler gebastelt, der Befehle bereitstellte ähnlich denen eines programmierbaren, wissenschaftlichen Taschenrechners. In der Praxis war vor allem die schnellere Berechnung der Wurzelfunktion ausschlaggebend. Das PET-Basic berechnete das als exp(log(x)/2). Das brauchte im ROM nur gerade 7 Bytes Speicherplatz durch Aufruf zweier schon vorhandener Funktionen. Ich benutzte das [WP Heron-Verfahren] und sparte dadurch den Faktor 3 bis 5 an Zeit bei der Wurzelberechung ein. Damit schrumpfte die Berechnungszeit eines einzelnen Kurvenpunkts auf unter zwei Sekunden. Das war schon eher brauchbar.

Das war eben auch ein Vorteil dieser PET-Generation von Rechnern: ihre Transparenz. Ihre Hardware konnte man bis zum Grund verstehen, heute gibt es ja den 6502-Prozessor als diskreten Nachbau. Für den Rechner gab es besagte ROM-Listings, so dass auch die Software offen zugänglich war. Wenn es ein Problem gab, konnte man es bis auf den Grund verfolgen und dann abstellen. Das vermisse ich bei den heutigen, viel komplexeren Black Boxes an Rechnern und Software bitter.

Dann brauchte ich nur noch ein Optimierungsverfahren zum Kurvenfitten. Zur prinzipiellen Herangehensweise kann man bei [WP Reflexionsspektroskopie] nachlesen. Nach viel Herumprobieren bin ich bei dem [WP Downhill-Simplex-Verfahren] gelandet. Damit konnte ich dann eine Kurve in ca. 4 Stunden auswerten. Gegenüber den damaligen Zuständen an unserem Rechenzentrum war das ein gewaltiger Vorteil.

Einmal habe ich es übertrieben und den Rechner mal eine Woche lang laufen lassen, um aus einer krummeren Messkurve vielleicht doch noch ein Ergebnis herauszuquetschen. In der Zeit gab es ein furchtbares Gewitter, das Licht fing schon an zu flackern, aber mein PET rechnete einfach weiter. Solide! Das, zusammen mit der oben beschriebenen Transparenz, hat in mir ein Grundvertrauen in diese Gerätegeneration geschaffen, das ich später so leider nie wieder erfahren konnte.

Die Schreibmaschine diente am Schluss dazu, Listings auszudrucken und am Ende meine Doktorarbeit. Die enthielt dazu diverse Kurvenplots aus dem angeschlossenen xy-Schreiber. Damals anfangs der 1980er Jahre hat meiner Beobachtung nach jeder zweite Computerbesitzer sein eigenes Textprogramm gebastelt. Meines konnte den oben beschriebenen erweiterten Zeichensatz und ermöglichte zusätzlich eine halbwegs [WP WYSIWIG]-Formeleingabe.

Dazu musste vor allem der Druckertreiber ausgerüstet werden. Er musste schließlich zwischen zwei verschiedenen Kugelköpfen hin- und herwechseln, dem "normalen" ("deutschen") und dem mathematisch-"griechischen". Das sollte natürlich nicht mühselig bei jedem Zeichen einzeln geschehen, sondern jeweils nur einmal je Zeile. Zunächst wurden also nur die Zeichen mit dem gerade eingespannten Kopf gedruckt, dann der Wagen zurückgefahren. Per eingebautem Summer spielte der Treiber dann einen Sirtaki an, wenn der griechische Kugelkopf angefordert wurde, und das Deutschlandlied, wenn der deutsche wieder dran war. Anschließend wartete er auf einen Tastendruck des Benutzers, bevor es weiterging. Der erfahrene Leser wird die Stirn runzeln und fragen, wie man den Wagen bei einer normalen Kugelkopfschreibmaschine denn an den Zeilenanfang zurückfahren konnte. Nun ja, da war ein kleiner Eingriff in die Mechanik notwendig, die den Zeilenvorschub auf einen Rasterschritt weniger blockierte. Bei dieser Halbzeileneinstellung war dann nur noch ein Zurückdrehen um einen einzelnen Rasterschritt durch den Benutzer nötig. Bei den tatsächlichen Zeilenvorschüben musste der Druckertreiber dann halt jeweils einen Rasterschritt mehr vorgeben, damit es wieder passte.

Das Bild zeigt noch ein bisschen deutlicher dieses Schreibmaschineninterface. Die Magnete stammten von der Firma Olympia, die damals gerade am Sterben war, und wir von der Uni durften da u. a. deren Tischrechner-Teststände ausschlachten.

So, und als das alles endlich funktionierte, rief ich stolz wie Bolle alle meine Institutskumpel zusammen, um denen dieses tolle System vorzuführen. Ich war tatsächlich ein bisschen aufgeregt, und beim Wechseln des Kugelkopfs unterlief mir ein Fehler: Ich ließ den neuen Kopf nicht richtig einrasten. Als ich den Drucker weiterlaufen ließ, lockerte der Kopf sich immer mehr, flog schließlich in hohem Bogen aus der Schreibmaschine und rollte unter einen Schrank. Die Leute haben sich gekugelt vor Lachen. Nun ja, mir ging es ja kaum anders.


Ausriss aus meiner Dissertation

Auf diesem Bild sieht man ein paar weitere Basteleien rund um meinen PET:
  • Zwei RAM-Platinchen (nach einer Bauanleitung), die in die freien ROM-Sockel des PET passten und per Batterie gepuffert werden konnten.
  • Ein 300-Baud-Modem, damals komplett illegal, nach einem Vorschlag aus der [WP Funkschau]. Hat bei mir aber nie so richtig funktioniert.
  • Eine Doppelplatine in Fädeltechnik mit noch mehr RAM und I/O-Bausteinen.
Hier noch ein ganz ambitioniertes Projekt am Ende meiner Uni-Zeit, das deshalb auch nie fertiggeworden ist. Es gab ein Interface/Kabel zu einem der freien ROM-Sockel im PET. Dessen Adressbereich wurde mit einem RAM (hintere Steckkarte in Fädeltechnik) belegt, das wahlweise dem PET zur Verfügung stand oder einer externen Prozessorkarte. Im Vordergrund eine Karte (zugekauft) mit einem Z80-Prozessor, auf dem CP/M laufen sollte. Über dieses umschaltbare RAM sollte der Datenverkehr zwischen Host und Slave(s) laufen. Und es sollte möglich sein, nicht nur eine weitere Prozessorkarte zu beschäftigen, sondern gleich mehrere, siehe die weiteren Steckplätze. Also richtiges Multiprocessing. Mein Traum in dieser Vor-Amiga-Zeit war eine Prozessorkarte mit einem superschnellen 68000-Prozessor, wie er eben später im Amiga eingesetzt wurde.


Commodore

Die Anekdote zu meinem Bewerbungsgespräch bei Commodore findet sich in einem anderen Artikel hier.


Es gibt aus dieser Zeit relativ wenige Bilder, die ich hier veröffentlichen könnte, weil ich damals voll im Stress kaum selbst fotografiert habe und keine Copyright-Konflikte heraufbeschwören will.

Ich bin dort also als PET-Fachmann hin gekommen. Mein Aufgabenbereich war zunächst der Support für CBM-Peripheriegeräte, also vor allem die Drucker und die externen Floppies, aber auch erste externe Festplatten (ab 3 MB!), OEM-Plotter, Grafikplatinen für 8000er und im Zweifelsfall noch exotischere Gewächse. Auch da war ein Großteil der Arbeit die Anpassung von Handbüchern. Druckermodelle lösten sich alle paar Monate ab, unterschieden sich aber nur in wenigen Features von Vorgängern, so dass man die Handbücher lediglich an ein paar Stellen aktualisieren musste. Sowas druckte ich dann auf Papier aus, und so wurde es an eine Druckerei zum Vervielfältigen und Binden gegeben.

Handbücher wurden mit dem Commodore-eigenen Textsystem WordCraft bearbeitet. Ansonsten verwendete ich das oben beschriebene Textsystem vom PET auf den Dienst-8000ern für die tägliche Korrespondenz, nur ohne die griechisch-mathematischen Sonderfeatures. Später habe ich es auf den PC portiert und noch mehrere Jahre lang täglich verwendet.


Es gibt auf YouTube diverse Videos über Commodore und seine Geschichte, seine Mitarbeiter. Hier ein paar, in denen ich auch vorkomme:

  • [YT Beim CBM Support - mitten in den 80er Jahren - (1)] Support 1985 in Frankfurt, ich erst gegen Ende

  • Weihnachtsfeier Commodore 1985 (nicht YouTube, Mitschnitt eines Kollegen) Im Support hatten wir drei Hobby-Musiker mit Band-Erfahrung, darunter mich, sowie einen Vierten, der ein sauberes Rhythmusgefühl hatte und ein Schlagzeug bedienen konnte. Weihnachten 1985 war der Amiga in Deutschland noch nicht offiziell eingeführt. Wir haben dann für die offizielle Weihnachtsfeier vier Amigas mit der mitgelieferten Demo-Software verwendet, wo man per normaler Tastatur zwei Instrumente gleichzeitig spielen konnte, eines auf den unteren zwei Tastaturreihen, eines auf den oberen zwei. Das letzte Stück hatte ich angeregt, da habe ich dann auch die erste Stimme gespielt, während ich bei den anderen die Akkordbegleitung geliefert habe, nicht immer ganz sauber...

  • [YT Commodore Amiga Premiere, Frankfurt (1986) Mod Frank Elstner] Amiga-Präsentation Frankfurt Alte Oper 1986
    Meine Parts findet man ab Minute 17, dann 49 und schließlich 1h22. Beim letzten ging es um die Sprachausgabe, wo ich mich bemüht hatte, der amerikanisch klingenden Text-to-speech-Komponente des Betriebssystems halbwegs deutsche Laute zu entlocken. Diese Software habe ich dann im Laufe der Jahre weiter gepflegt, aber richtig alltagstauglich wurde es nie.

    (Bild unbekannter Herkunft, hoffentlich kein Copyright-Problem, ich jedenfalls gleich vorne)

  • [YT Beim CBM Support - mitten in den 80er Jahren - (2)] Support 1991 in Frankfurt, ich erst gegen Ende

  • [YT Commodore Office in Frankfurt / Germany "CommoFrankfurt" in 1993 (15th Dec)] 15.12.93, kleiner Schweiz-Vorspann (der nichts mit dem Rest zu tun hat) animiert in eigenem AmigaBasic-Programm; dann die letzten Tage, eigene Aufnahmen, u. a. die Server unseres Netz-Meisters

  • [YT Commodore Product History (Showroom in Frankfurt / Germany)] ich erkläre 1993 die Produktpalette in der Erdgeschoss-Ausstellung

  • [YT Commodore Computer Museum in Frankfurt Germany 1993] das gleiche wie vorher, nur in englischer Übersetzung

Allgemein kann man mit den Suchbegriffen "Commodore" oder "Amiga" reichlich Material auf YouTube finden, meistens natürlich auf englisch.

Wer sich die Videos aus dem Commodore-Support anschaut, wird wahrscheinlich neidisch, mit wie vielen (damals) heißen Maschinen wir uns tagtäglich beschäftigen konnten/mussten. Man lernte dabei extreme Flexibilität: An einem Tag mit fünf völlig verschiedenen Tastaturen umgehen zu müssen, war völlig normal. Ich war ja in der "Systeme"-Hälfte der Support-Abteilung, die sich mit den größeren Maschinen beschäftigte. Mit der Home-Computer-Hälfte hatte ich seltener zu tun, aber da habe ich auch schon einige Erfahrungen gesammelt. (Bild: Anfang 1985)

Am Anfang durfte ich auch einmal richtig entwickeln, und zwar eine Erweiterung für die Firmware des Typenrad-Druckers CBM 8229 zur Unterstützung des Teletex-Standards. Der sollte die Nachfolge des alten Fernschreiber-Telex-Standards antreten, konnte sich aber nicht durchsetzen. Die Arbeit bestand in umfänglicher [WP 6502]-Software. In den verschiedenen Modulen dieser Drucker-Software hatten sich alle damals aktiven Programmierer eingebracht, einschließlich des Entwicklungsleiters. Da konnte man die Leute gleich nochmal am Stil ihrer Software kennenlernen.

Nach den PETs kamen dann hintereinander der PC (also der IBM-kompatible, nicht der C64, der bei Commodore auch als "PC" lief) und der [WP Amiga]. Mit dem PC bin ich nie so richtig warm geworden, aber umso mehr mit dem Amiga. Da bin ich schnell in immer engeren Kontakt getreten, vor allem softwaremäßig.    

Über meine damaligen Aktivitäten im Usenet als Commodore-Mitarbeiter kann man in einem Parallelartikel lesen.

Bei den Amigas habe ich mich dann endgültig auf die Handbücher konzentriert. Man mache sich da bitte keine falsche Vorstellungen: Ich habe da überhaupt nicht an einem Rechner gesessen und etwas übersetzt oder nur redigiert. Nein, das war damals alles noch reine Papierarbeit. Das EHQ (European Headquarter) von Commodore, das eine Etage in unserem Gebäude belegte, koordinierte das europaweit. Für die reinen Übersetzungen wurden externe Übersetzungsbüros beauftragt, die lieferten dann Papierstapel. Die deutschen bekam dann ich auf den Tisch und habe die mit rotem Filzstift korrigiert. Dann ging dieses korrigierte Papier zurück ans EHQ und die haben es dann auch drucken lassen.

Mit Übersetzern kann man immer lustige Ausrutscher erleben. Den besten habe ich noch zu C16-Zeiten erlebt, als aus dem "Fire button" des Joysticks in der Übersetzung ein "Feuerwehr-Alarmknopf" wurde! Und dann gab es im Anhang eines PC-Handbuchs, wo damals noch penibel die Anschlussbelegungen aufgelistet wurden, bei der VGA-Buchse plötzlich einen "vertieften Pin". Ich schaue mir so eine Buchse genau an, da ist nichts vertieft oder verkürzt. Dann schaue ich auf das englischsprachige Original des Handbuchs und finde da tatsächlich einen "indent. pin". Eigenartig. Bis ich darauf komme, dass die VGA-Buchse ja einen "ID-Pin" hat, über den der Rechner per serieller Übertragung die Art des Monitors abfragen kann. Da ist den Amis halt ein kleiner Druckfehler unterlaufen und ein überflüssiges n hineingerutscht, kann passieren.

Was den Job auch interessant machte, waren die Messen, auf die wir gingen, um unsere Schätzchen vorzustellen. Neben der CeBIT gab es noch alle zwei Jahre die Systems in München. Dazu hatte Commodore in Frankfurt eine eigene Messe namens CFA, Commodore Fach-Ausstellung, und später die Amiga-Messe in Köln. Wenn dann ein Kollege ankam und erzählte, dass man am CeBIT-IBM-Stand eine große Video-Demowand klammheimlich mit einem Amiga und der SCALA-Software betrieb – man sah zwischendurch den typischen Amiga-Mauspfeil –, da ist man sofort losgelaufen und hat das bestätigt gefunden, einfach großartig. Oder wenn 1985 die Leute am Nachbarstand von der Firma Taylorix (damals großer Player bei Kassensystemen für den Handel) morgens einen Kickoff im Kreis betrieben und dabei mit Inbrunst nach der Melodie von "Life is life" ihren Text "Hey, hey, Taylorix" sangen. Oder wenn wir die großen Augen der Besucher sahen, wenn die zum ersten Mal einen Amiga mit eigenen Augen in Aktion sehen konnten. Das prägt einen.


Nach Commodore, Amiga Technologies

Nachdem Commodore in Insolvenz gegangen war, ging es nach kurzer Pause in Heppenheim unter dem Dach von ESCOM weiter. Der Eigner war Manfred "Manni" Schmitt, Petro sollte die Commodore-Nachfolgefirma leiten, ein britischer Ex-Kollege hatte die Connections zu Fertigungsstätten rund um die Welt, und ich sollte mich um den Support kümmern. Wie gesagt fand das vorerst in Heppenheim in den ESCOM-Räumlichkeiten statt, weil wir noch keine eigenen hatten.

Eines Tages liefen Manni Schmitt, Petro und ich uns im Flur über den Weg, und es wurde nach dem Namen für die neue Firma gefragt. Ich erinnerte daran, dass Commodore seinen Namen in USA in ziemlich schlechtes Licht gebracht hatte und nur der Name Amiga allein dort eine Chance haben könnte. Dann könnte man den Namen Commodore auch separat weiter verkaufen, und wir würden uns auf Amigas konzentrieren. Aber einfach Amiga wollte niemand die neue Firma nennen. Dann hatte ich die Idee mit "Amiga Technologies", und mangels besserer Ideen wurde der es dann auch.

Die Hauptarbeit bestand zunächst im Wiederanfahren der Produktion von Amiga 1200 und Amiga 4000T. Das war schon ein gewaltiges Vorhaben, andere Modelle sollten erst danach in Angriff genommen werden. Da war ich aber kaum involviert, da hatten Andere viel mehr Ahnung.

Als wir dann unsere eigenen Räume in Bensheim hatten, kamen auch mehr Mitarbeiter dazu. Am interessantesten waren aber die wahren Horden von Leuten, die uns besuchten, um Geschäfte oder Projekte vorzuschlagen. Manche waren zu primitiv, andere einfach illusionär. Es kam einmal eine Abordnung in langen Mänteln und Sonnenbrillen, die direkt einem Mafia-Film entstiegen schienen. Der Chef davon stellte sich als Kim Schmitz vor, genannt Kimble. Und zu meiner Schande musste ich passen: Kannte ich nicht, nie gehört, was wiederum das Gegenüber irritierte. (Heute eher als Kim Dotcom bekannt und unter ständiger Verfolgung durch FBI und so.) Der Geschäftsplan war denn auch sehr mutig: Vernetzung über Satellitenfunk, obwohl es erst 1995 war und sowas auf absehbare Zeit unbezahlbar bleiben würde.

Eine andere Firma stellte ihre iGlasses vor, zwei separate LCD-Schirme vor den Augen, also 3D, in wahlweise beleuchtetem Monitormodus oder transparent als Vordergrundgrafik für das Realbild rundherum. (Apple hatte zu dieser Zeit noch keine Produkte mit diesem iXxx-Namensschema im Angebot.) Die Displays kamen analog mit 320 Pixeln Auflösung, mehr war damals nicht drin, die Signale kamen als Interlace-TV-Signal (analog), wobei das eine Halbbild auf die linke und das andere auf die rechte Seite geschaltet wurde. Eigentlich ein sauberes Verfahren, aber halt mit ca. 900 DM damals auch noch sehr teuer. Noch interessanter war es, was die Anbieter über die Art von Interessenten für dieses Produkt erzählten: Die Top 2 waren Porno-Produzenten (ok, das hatte man sich so schon gedacht), aber direkt gefolgt von Zahnärzten! Letztere wollten damit ihre nervösen und ängstlichen Patienten beruhigen. Das ging also mit jedem Videorecorder. Und das hat am Amiga mit seinem TV-kompatiblen Ausgang auch gut funktioniert, den 3D-Effekt konnte man mit separaten Bild-Bitmaps für die beiden Seiten problemlos erzeugen.

Zu dieser Zeit begann auch meine Web-Karriere im WWW. Mein Kollege Mick hatte das initiiert und mit seinen Kontakten organisiert, dass wir eine Standleitung in unser Bensheimer Büro bekamen. Dort stand dann unter seinem Tisch ein A4000T, der als Webserver diente. Die Konfiguration des Servers übernahm einer der Kumpel aus dem weiteren Amiga-Umfeld, der bei unserem Netz-Provider arbeitete. Wir brauchten uns dann nur noch um den reinen HTML-Inhalt unserer Website www.amiga.de zu kümmern. Wie gesagt, alles auf dem Webserver unter jenem Nachbarschreibtisch. Die ersten Seiten erstellte mein Kollege Mick. Netterweise gab er mir dann auch eine Einführung in HTML von etwa einer Viertelstunde, und ab da arbeitete ich dann auch als zweiter Webmaster an unserer Seite mit. Irgendwann zog sich Mick immer mehr aus dieser Aufgabe zurück und überließ sie komplett mir. – Später bei PIOS in Hildesheim lief es ähnlich: Der Server, ein PC, stand im Haus und war an eine Standleitung angeschlossen. Die reine Administration von www.pios.de (heute übrigens mit ganz anderem Inhalt) erledigte jemand anders, und ich kümmerte mich um den reinen HTML-Inhalt. Genau so läuft es hier und jetzt eben auch, nur dass der Server halt beim Provider steht und nicht unter dem Nachbarschreibtisch oder im Serverraum nächste Tür.


Nach Commodore und Amiga Technologies

Danach habe ich u. a. für ein Ingenieurbüro gearbeitet, von wo aus ich als Leihkraft an VDO (verkauft an Mannesmann, dann an Siemens, dann an Continental) abgestellt wurde. Zunächst programmierte ich dort sogenannte [WP Kombiinstrumente], und auch das wieder in purem 6502-Assembler. Das also ziemlich genau 20 Jahre nachdem ich das auf dem alten PET 2001 angefangen hatte. Ich brach fast in Tränen aus vor Nostalgie, als ich die Sources dort das erste Mal sah. Da schloss sich irgendwie ein Kreis.

   

Und dann gibt es vor allem in letzter Zeit einige Podcasts, wo ich interviewt wurde, auch schon mal länger als eine Stunde am Stück:


Zuletzt wurde das ehemalige Commodore-Gebäude in Frankfurt auch noch abgerissen. Commodore gehörte das Gebäude nie, es war nur angemietet. Aber ich habe halt 11 Jahre meines Lebens dort gearbeitet. Am Neubau prangte ein Schild "Wohnungen". Aber nur die oberen Stockwerke sehen auch danach aus. Die unteren scheinen ein Parkhaus zu sein.






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