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Letzte Änderung / Last update: 2023-Mär-23
Deutsche Rechtschreibung
Hier sollen ein paar Spezialthemen der Rechtschreibung aufgezählt werden,
die meiner Beobachtung nach häufig falsch gemacht werden.
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lizenzieren
Ganz einfach: Es heißt mitnichten lizensieren (nix zu tun mit Zensuren),
sondern muss korrekterweise lizenzieren geschrieben werden. Ich meine mal
gelesen zu haben, dass dies einer der häufigsten Rechtschreibfehler überhaupt sein soll.
dieses / diesen
Es gibt anscheinend so eine Art allgemeine Abneigung gegen den Genitiv.
Aus der Wendung "Anfang dieses Jahres" wird dann gern "Anfang diesen Jahres"
gemacht. Das ist in meinen Augen aber grottenfalsch!
Lassen Sie mich etwas ausholen. Vergleichen wir doch zusammen mal die
Wörter "dieses" und "nächstes". Ok, ersteres ist ein Pronomen, das andere
ein Adjektiv. Meiner Ansicht nach hat das für unser Problem aber nichts zu
sagen. Bilden wir doch die Wendungen mit diesen Wörtern plus dem Substantiv
"Jahr": "dieses Jahr" und "nächstes Jahr". Bisher kein Problem. Anders wird
es, wenn wir den Genitiv dieser Wendung benötigen, wie bei "Anfang dieses
Jahres" und "Anfang des nächsten Jahres". Viele Leute wissen es und sind
dabei auch vollkommen im Recht, dass man in der letzteren Form das
Wörtchen "des" weglassen kann, was zu der kürzeren und eleganteren Form
"Anfang nächsten Jahres" führt.
Jetzt begehen aber viele (andere) Leute den Fehler, diesen Vorgang auch auf
die Wendung mit "dieses" zu übertragen, und sie schreiben und sagen
"Anfang diesen Jahres". Aber sehen Sie den Unterschied? Es gab hier gar
kein Wörtchen "des", das man hätte weglassen können! Dann darf man den
Genitiv meiner Meinung nach auch nicht so eliminieren.
Also formuliere ich mal: WENN es eine Wendung für den Genitiv gibt, der
das Wörtchen "des" enthält, dann darf man dieses weglassen, und es sieht
nur so aus, als hätte man die Genitiv-Form eliminiert. Wenn es so eine
Form mit "des" für ein bestimmtes Wort (Beispiel "dieses") gar nicht gibt,
dann darf man auch nichts weglassen oder umformen. – Es lebe der
Genitiv!
Bindestriche, Durchkopplung
Das ist ein Problem, wo mir ein Schauer nach dem anderen über den Rücken
läuft. So viel Unsinn, der da verzapft wird! Manche Leute haben wohl
viele englische Texte gelesen und meinen nun, die gleichen Regeln wie
dort anwenden zu müssen, womit sie in 90 % der Fälle komplett daneben
liegen. Andere erfinden tagtäglich neue, abweichende Regeln, wo mir nur
der Mund offen stehen bleibt, auf was für merkwürdige Ideen sie kommen.
Zunächst die Anglizismen: Sich an deren Regeln auch bei deutschen Texten
zu halten, ist eine ganz, ganz schlechte Idee. Denn wo man im Englischen einen
Bindestrich setzen muss, darf man das im Deutschen sehr oft gerade nicht,
bzw. das Ganze auch exakt anders herum! Beispiel: "the 5-kg-heavy stone"
muss im Deutschen als "der 5 kg schwere Stein" geschrieben werden.
Dagegen werden zusammengesetzte Wörter wie "Megamaser Cosmology Project" im
Deutschen entweder direkt zusammengezogen oder per Bindestrich verbunden:
"Megamaser-Kosmologie-Projekt".
Die letztere Form ist auch schon ein Beispiel der
[WP Durchkopplung],
wie sie der Duden zumindest in den vorangegangenen Auflagen (außer
der aktuellen!) forderte, dass nämlich sämtliche – SÄMTLICHE! –
Komponenten untereinander durch Bindestriche verbunden werden müssen.
Was stattdessen oft zu sehen ist und mir regelmäßig Magenverstimmungen
bereitet, ist der Ansatz, nur einen einzelnen Bindestrich ziemlich weit
hinten zu setzen, in der Art von "Fritz Meier-Gebäude". Die Durchkopplung
verlangt aber überall Bindestriche, damit auch vorne, also "Fritz-Meier-Gebäude".
Warum der Duden das in der neuesten Auflage nicht mehr ausdrücklich verlangt,
ist mir unbekannt. Die Regel zur Durchkopplung finde ich weiterhin
einfach und leicht umsetzbar, was ich für einen großen Vorteil halte. –
Neben dem Duden gibt es noch den Rat für deutsche Rechtschreibung, der unter
grammis
genau die Regeln auflistet, wie sie mir gewärtig sind, allerdings ohne Nennung
des Stichworts Duchkopplung, siehe insbesondere §44.
Wenn man jedenfalls Bindestriche weglässt und nur ein Leerzeichen schreibt,
muss man damit rechnen, dass das zu Recht als
"[WP Deppenleerzeichen]"
beschimpft wird.
Kommasetzung
Genau wie eben ist ein Blick auf englische Texte eher nicht zielführend.
Dort muss man Kommas setzen, wo sie im Deutschen absolut verboten sind,
und in noch mehr Fällen gibt es dort kein Komma, wo es im Deutschen
unbedingt erforderlich ist.
Im Englischen wird beispielsweise am Satzanfang eine Zeitangabe durch
Komma abgesetzt: "In the morning, he uses to eat breakfast." Auf deutsch
darf da keins stehen: "Morgens isst er normalerweise Frühstück."
Anders herum: "He says that he did eat breakfast." Das wird im Deutschen
zu einem Haupt- und einem Nebensatz, die durch Komma getrennt werden
müssen: "Er sagt, dass er gefrühstückt hat."
Nebensätze werden ja auch gern eingeschoben. Dann muss natürlich sowohl
VOR als auch NACH diesem Einschub je ein Komma stehen: "Das Frühstück,
das er gegessen hatte, war fürstlich." Oft und oft wird das zweite Komma
vergessen.
geposted / gepostet
Noch so ein Fall, wo viele Leute in Anglizismen abrutschen. Wenn wir das
Verb "posten" nehmen, das man ja simpel eindeutschen kann, dann muss man
davon bei Vergangenheitsformen auch das Partizip bilden. Viele Leute
erfinden dann die Form "geposted", weil das Partizip im Englischen ja diese
"-ed"-Endung hat. Aber vorne ein rein deutsches "ge-" davorzustellen,
das wollen die dann auch. Und da sage ich dann: was für ein ekliger
Mischmasch! Man kann doch einfach "gepostet" schreiben, hört sich fast
genauso an und schreibt sich konsistent deutsch.
Wo es beim Partizip Perfekt noch die Entschuldigung gibt, dass das im
Englischen diese Endung "-ed" hat, wird es bei der Gegenwartsform
(Präsens) richtig unappetitlich: Da schreiben diese Leute doch auch
"er posted". Hört sich ja fast richtig an, ist aber obergrottenfalsch.
Denn wie heißt dies auf Englisch? "he posts" und eben nicht "he posted",
das wäre ja Vergangenheit. Also bei der Gegenwart noch viel mehr darauf
achten, dass man deutsch bleibt: "er postet".
das / dass
Manche Leute greifen anscheinend zum Würfel, wenn sie vor der Frage stehen,
ob sie jetzt "das" oder "dass" schreiben müssen. Manche machen es immer
genau falsch herum, und manche denken, dass nach einem Komma immer ein
"dass" stehen müsse. Nein, nein, nein.
Und: Die Form "dass" ist NICHT die betonte Variante von "das"! Nein!
Beispiel für so eine falsche Verwendung: "Dass ist aber krass." – falsch
Es hilft solchen Schwankenden wohl auch wenig, wenn man doziert, dass
"das" wahlweise ein Artikel oder ein Relativpronomen ist, "dass" aber
eine Konjunktion. (S. a. längliche Ausführungen in [WP].)
das: Wann nach einem Komma "das" zu schreiben ist, lässt sich sehr
leicht herausfinden: Man braucht das "das" nur durch "welches" zu ersetzen.
Wenn das funktioniert, ist "das" korrekt.
Beispiel:- "Das Buch, das ich gelesen habe, war sehr interessant."
- "Das Buch, welches ich gelesen habe, war sehr interessant."
Das passt offensichtlich, also ist die Schreibung "das" korrekt.
dass: Hier ist es lange nicht so einfach. Mir ist aber eine Methode
eingefallen, die das (hoffentlich?) auch eindeutig überprüft. Ok, es wird
trotzdem eher kompliziert: Man muss dazu den Satz testweise in einen Fragesatz
umformulieren. Wenn man dabei anstelle des "dass" ein "ob" einsetzen muss,
liegt man mit dem "dass" richtig.
Beispiel:- "Ich sehe, dass es zu regnen anfängt."
- "Sehe ich, ob es zu regnen anfängt?"
Ja, dort passte nur ein "ob" hin, also ist die Schreibung "dass" korrekt.
Nochmal ein Beispiel, das fast den gleichen Satz für beide Fälle verwendet:
- Sag mir, dass das Auto ein Kabrio war.
- Frageform: Sagst du mir, ob das Auto ein Kabrio war? – Konjunktion
- Das Auto, das getankt hat, war ein Kabrio.
- Frageform: Was war das Auto, welches getankt hatte? – Pronomen
Ein weiterer Ansatz:
Dafür braucht man allerdings ein etwas tieferes Verständnis für Grammatik.
Man schaut nach, ob in dem Nebensatz mit das/dass (es geht hier immer um
Nebensätze) noch ein Subjekt vorkommt oder nicht.
Wenn ja: Dann geht es um ein "dass" als Konjunktion.
Wenn nein: Dann ist das Pronomen "das" selbst das Subjekt dieses Nebensatzes.
Beispiele:
"Das Auto, das getankt hat, war ein Kabrio."
Neben dem "das" ist bis zum nächsten Komma (nach dem der Hauptsatz
weitergeht) kein Subjekt zu erkennen. – Pronomen
"Sag mir, dass das Auto ein Kabrio war."
Nach dem "dass" kommt sofort ein neues Subjekt, "das Auto". – Konjunktion
Diese ganzen Klimmzüge wird man natürlich nicht für den Rest seines Lebens bei
jedem Komma und jedem das/dass durcharbeiten. Ich hoffe, dass das nur wenige
Male am Anfang nötig wird und man dabei ein Gefühl entwickelt, wie man die
Situation schon bei flüchtigem Ansehen durchschaut.
Etwas hat seinen Preis
So wie es in der Überschrift steht, ist das ja vollkommen korrekt. Aber immer
öfter sehe ich bei dieser Wendung oder ähnlichen einen grammatischen Fehler:
Sobald es nicht mehr um ein Neutrum (um ein sächliches Hauptwort) geht,
sondern um beispielsweise ein weibliches Subjekt wie "Qualität", dann bleibt
die Formulierung fälschlicherweise bei diesem "seinen": "Qualität bei diesen
Produkten hat seinen Preis" statt korrekt "Qualität bei diesen Produkten hat
ihren Preis"! Wie schon angedeutet, passiert so etwas auch an ähnlichen
Stellen, immer mit solchen Wendungen, die bei sächlichen oder männlichen
Objekten mit "seinen" gebildet werden und bei weiblichen auf "ihren"
umdekliniert werden müssten.
Falsche Freunde
Sie wissen hoffentlich, dass das englische Wort gift nichts mit unserem
Gift zu tun hat, sondern ein Geschenk meint. Und wenn man etwas bekommen
möchte, dann übersetzt man das besser nicht mit to become, weil das
dann werden statt bekommen heißen würde. So etwas nennt man "Falschen Freund",
und die Wikipedianer haben davon eine lange
[WP Liste falscher Freunde] zusammengetragen.
Den Link sollte man parat haben und gerne öfters zu Rate ziehen.
Ein krasses Beispiel aus meinem Fachgebiet:
"Silikon, Sie wissen ja, dieses weiße, gummiartige Material, aus dem man
heutzutage die Computerchips baut" war mal ein ernst gemeinter Satz in einer
TV-Wirtschaftssendung. Drastischer kann man seine Inkompetenz kaum
hinausposaunen. Ok, es ist ein bisschen kompliziert und es geht um winzige
Details, aber als Mensch vom Fach sollte man das beherrschen. Also:
- Einerseits gibt es Silikon, diese weiße, gummiartige Masse. Das ist laut
Wikipedia eine ganze Stoffgruppe von relativ komplizierten Molekülen, die
unter anderem auch Silizium enthalten. Aber eben nur unter anderem.
Im Englischen schreibt sich so ein Stoff silicone, man beachte
das E am Ende.
- Andererseits gibt es Silizium, ein Element des Periodensystems, ein
grau-metallisches, kristallines Material, das tatsächlich den Grundbestandteil
heutiger Computerchips darstellt. Chemiker und Wikipedia schreiben es
auch gerne Silicium mit C statt Z. Ok. Im Englischen heißt dieser Stoff
silicon, man beachte den winzigen Unterschied zum Obigen.
Der kleine Unterschied in der englischen Schreibweise wird von vielen Leuten
offensichtlich übersehen oder nicht ernst genug genommen, und dann kommt es zu
solchen beklagenswerten Fehlleistungen.
damalig / ehemalig
Immer wieder lese ich Formulierungen wie "Er wuchs in den 70er Jahren in der
ehemaligen DDR auf". Das halte ich für grottenfalsch. Denn als er aufwuchs,
existierte die DDR noch unter diesem Namen, also nix mit "ehemalig".
Sowas muss man logisch korrekt mit dem Wort "damalig" formulieren: "Er wuchs
in den 1970er Jahren in der damaligen DDR auf".
Es kommt also immer darauf an, ob man über Vorgänge zu jener Zeit oder zu
viel jüngeren Zeitpunkten redet. Wenn man von späteren Vorgängen spricht
und sich auf frühere, vom heutigen Stand abweichende Verhältnisse besinnt,
dann kann man von "ehemalig" sprechen: "Sie zog 2004 nach Erfurt in der
ehemaligen DDR um".
Wenn man dagegen über Vorgänge in der Vergangenheit und die Verhältnisse
zu genau dieser Zeit spricht, muss man "damalig" verwenden: "Sie heiratete
1967 in der damaligen DDR."
edieren / editieren
Dies ist (leider) ein mehr historischer Problempunkt. Wie Viele ja wissen,
habe ich längere Zeit bei Commodore Deutschland gearbeitet und dort zuletzt
als Zuständiger für alle Handbücher. Und dabei bin ich auf das Verb "edieren"
bzw. "editieren" gestoßen. Im heutigen mehrheitlichen Sprachgebrauch
beschreibt "edieren" ja die Arbeit eines (Buch-)Herausgebers, eines lebendigen
Editors, während "editieren" für die Arbeit mit einem Editor-Programm auf einem
Computer verwendet wird. Interessanterweise kommt die englische Sprache, aus
der wir die meisten Fachbegriffe im Computerbereich übernommen haben, mit
einer einzigen Verbform aus, "to edit".
Wieso wird da im Deutschen künstlich
ein unnötiger Unterschied konstruiert? Außerdem hört sich "editieren" für
mich gestottert an, unschön, einfach eine Silbe zuviel. Ich habe damals sogar
mit der Duden-Redaktion korrespondiert, die mir rein theoretisch sogar recht
gab, aber auch sagte, dass sie nur den praktisch vorgefundenen Sprachgebrauch
widerspiegeln würden, und der gehe eben Richtung "editieren".
Bei Commodore hatte ich drei weitere Kollegen, die auch mit den Handbüchern
zu tun hatten, und wir waren alle der gleichen Meinung. IBM hatte ein
dickes Fachwörterbuch veröffentlicht, in dem es auch "edieren" hieß.
Aber das ist eben Schnee von gestern, "editieren" hat sich offensichtlich
durchgesetzt. – Der ganze Fall wird ausführlich auf der Webseite
faql.de
dargestellt, siehe dort.
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